Samstag, 22. September 2012

Ein erstes Resumé

Das eigentlich interessante an meinen Experimenten ist, die Natur zu beobachten. Mir war bisher zum Beispiel nicht bewusst, dass viele Pflanzen immer erst zwei Keimblätter wachsen lassen, egal ob Tomate, Paprika oder Salat. Vielleicht schonmal gesehen, vielleicht mal gelesen, aber nie bewusst wahrgenommen. Oder beim Salat zu beobachten, wie sich ein Blatt nach dem anderen aus der Mitte heraus schiebt. Die technische Seite ist bei dem Projekt wirklich nur ein Teilaspekt.

Eine Sache habe ich allerdings schon gelernt. Ein "Indoor" Garten, der komplett mit LEDs arbeitet, lohnt sich nicht wirklich, zumindest noch nicht. Die nötige elektrische Energie kostet mehr als der gewonnenen Ertrag, wenn man ihn im Supermarkt kaufen würde. Das war und ist aber nicht das Ziel.


Die Unterstützung des Tageslichtes mit LEDs ist allerdings durchaus möglich. Also auf der Fensterbank, im Gewächshaus oder vielleicht sogar in einem Folientunnel oder dem Frühbeet. Hier übernimmt das Tageslicht die Hauptarbeit und die LEDs helfen an trüben Tagen oder verlängern den Tag um 1-2 Stunden, damit Langtagpflanzen schneller und früher fertig sind oder Früchte tragen. Man muss sich auch weniger Gedanken machen, ob rote und blaue LEDs ausreichen oder ob man mehr Lichtspektren für ein gesundes Wachstum braucht. Die LEDs sorgen einfach nur für einen zusätzlichen "Boost". 

Zur Zeit beobachte ich vier Salate, die ich vor einer Weile nach draußen gesetzt habe und die zu dem Zeitpunkt etwas größer waren als als andere. Inzwischen sind jedoch einige meiner "Indoor" Salate größer. Hier würde mich jetzt interessieren, ob ein Folientunnel plus LED Beleuchtung noch bessere Ergebnisse erzielen könnte. Dazu fehlen mir inzwischen allerdings die LEDs.


Auch für die Anzucht kann es interessant sein. Hier kann man mit wenig Energie eine größere Anzahl an Pflanzen unabhängig von der Witterung vorziehen, bis sie groß genug sind für das Freiland oder zum Beispiel das Frühbeet sind. 

Es gibt allerdings noch mehr Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel für Terrarien, für die Überwinterung oder Zusatzlicht für dunkel stehende Pflanzen. Hier sind LEDs allen anderen Beleuchtungen überlegen, was Effizienz angeht. 

Mit aktuellen weißen LEDs lassen sich schon jetzt Energiesparlampen oder Röhren ersetzen. Da weiße LEDs allerdings ähnlich wie Röhren UV Licht mittels einer fluoreszierenden Schicht in sichtbares Licht umwandelt sind sie nicht ganz so effizient wie einfarbige LEDs. Eine kaltweiße LED kann mit 2,1W eine Lichtenergie von etwa 710mW erzeugen, eine blaue LED erzeugt mit der gleichen elektrischen Leistung jedoch über 900mW Lichtenergie. Dazu kommt noch, dass weiße LEDs viel Energie in Bereichen ausstrahlt, mit der Pflanzen wenig anfangen können. Die Pflanze bekommt bei den farbigen LEDs deutlich mehr verwertbare Photonen. Man kann mit weißen LEDs also Pflanzen wachsen lassen, wer Effizienz will sollte aber auf einfarbige LEDs setzen. 

Meine bisherigen Versuche dienten im Wesentlichen dazu herauszufinden, ob weiße LEDs ähnlich gut geeignet sind wie farbige LEDs. Das Resultat war mir eigentlich schon vorher klar, aber jetzt kann ich es auch mit Zahlen und Resultaten belegen. Das anfänglich schnellere Wachstum unter den weißen LEDs war schlicht auf ein "zuviel" an Energie unter den farbigen LEDs zurückzuführen. Nachdem ich den Abstand der farbigen LEDs vergrößert habe hat sich das Wachstum gebessert. Es sind aber immer noch Phänomene zu beobachten wie das Einrollen oder verfärben der Blätter, die auf einen Schutz vor zuviel Licht hindeuten. Auch die Paprika, die ich mehr aus Neugier gesät habe, klappt abends ihre Keimblätter zusammen, was so viel heißen kann wie "ich hab genug Licht für heute".

Zu klären bleibt allerdings immer noch das schnellere Wurzelwachstum, das ich bisher unter den weißen LEDs beobachtet habe. Hat das auch mit der Intensität zu tun oder vielleicht doch mit einer anderen Farbzusammensetzung? Dieser Frage will ich unter anderem in meinem nächsten Test nachgehen. 

Und es gibt einen Grund, der mich in Zukunft weiterhin LEDs verwenden lässt: Quecksilber den in Röhren. Mir ist vor zwei Jahren mal eine Röhre im Wohnzimmer zerbrochen. Seitdem fühle ich mich in Gegenwart dieser Dinger unwohl.

Ich habe inzwischen schon einige Hundert Euro in die Experimente investiert. Allerdings immer in dem Wissen, dass ich die weißen LEDs, sollten sie sich für Pflanzen nicht eignen, jederzeit für die Raumbeleuchtung verwenden kann. Von den roten und blauen LEDs weiß ich, dass sie sich für Pflanzen eignen und daher in jedem Fall ihren Platz finden werden, sei es für die Vorzucht oder im Gewächshaus. 

Und das größte Problem bei den Experimenten ist... sie daaaauuuuuern :-)

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